BRAUNSCHWEIG. Der Preis soll ein Zeichen für Respekt und Toleranz sein. Er wird vom Betriebsrat und vom Werkmanagement des Braunschweiger VW-Werkes ausgelobt.
Der erste Preis ging an die Berufseinsteigerklasse der Otto-Bennemann-Schule in Braunschweig. (Foto: Cornelia Steiner)
Vor 80 Jahren wurde das Braunschweiger Volkswagen-Werk als sogenanntes Vorwerk aufgebaut – heute arbeiten dort rund 7000 Menschen. Am Sonntag feierten sie das Jubiläum mit ihren Familien sowie mit Vertretern der Werksleitung, des Markenvorstands und des Betriebsrats.
Einer der Höhepunkte war die Verleihung des Sally-Perel-Preises an Braunschweiger Schüler. Der Preis fördert Initiativen junger Menschen, die sich für Respekt und Toleranz einsetzen. Er wurde zum sechsten Mal vom Betriebsrat und vom Werkmanagement verliehen. Der Namensgeber, der 93-jährige Perel, war persönlich gekommen und hielt die Lobrede. Er hatte hier unter den Nazis einst als Werkzeugmacher-Lehrling gearbeitet und seine jüdische Herkunft jahrelang geheimgehalten.
Den ersten Preis (1500 Euro) erhielt die Berufseinsteigerklasse der Otto-Bennemann-Schule. Unter den 15 Schülern sind zwei Jugendliche deutscher Herkunft, drei haben einen Migrationshintergrund und zehn sind Geflüchtete, die seit zwei Jahren in Deutschland leben. Sie haben miteinander ein Video über ihre Klasse gedreht. Der Titel: Wir machen kein Projekt – wir SIND das Projekt.
Bei der Preisverleihung sagten sie: „Unterschiedlicher kann eine Klasse kaum sein. Uns eint jedoch ein Ziel: unser Hauptschulabschluss. Dieses Ziel können wir nur gemeinsam erreichen. Diskussionen und Streit darüber, wer ,besser’ ist, weil er/sie einen bestimmten Aufenthaltsstatus oder eine bestimmte Nationalität hat, bringen uns nicht weiter. Toleranz und Respekt füreinander haben wir erreicht, indem wir uns besser kennengelernt, gemeinsam gearbeitet und Freundschaften geschlossen haben. Wir machen kein Integrationsprojekt – wir müssen uns tagtäglich in die Klassengemeinschaft integrieren. Wir reden nicht über Toleranz – wir müssen sie tagtäglich leben!“
Der zweite Preis ging an die Nibelungen-Realschule für ihr Sinti-Projekt. (Foto: Cornelia Steiner)
Auf den zweiten Platz (1000 Euro) kam der Wahlpflichtkurs Geschichte der Nibelungen-Realschule. Die Jugendlichen haben sich intensiv mit der Geschichte der Sinti befasst: In Braunschweig wurden 244 Sinti im Jahr 1938 auf einen Sammelplatz nahe Veltenhof verbannt. 1943 wurden sie von dort in Konzentrationslager gebracht – nur wenige überlebten. Zum 75. Jahrestag im März dieses Jahres wurden Gedenkschilder in der Nähe des ehemaligen Sammelplatzes und an der Gedenkstätte Schillstraße aufgestellt. Beide Tafeln gehen auf die Initiative der Nibelungen-Realschüler zurück.
Den dritten Preis erhielt die Sally-Perel-Gesamtschule (IGS Volkmarode). (Foto: Cornelia Steiner)
Der dritte Preis (550 Euro) ging an die Sally-Perel-Gesamtschule (IGS Volkmarode). „Wir wollen ein Lied gegen den Rechtsruck schreiben, es aufnehmen und einen passenden Film dazu drehen“, kündigten die Schüler an. Sally Perel lobte alle Preisträger: „Ihr seid ein Vorbild für andere, indem Ihr der Begegnung zwischen den Völkern eine große Chance gebt.“
Quelle: https://www.braunschweiger-zeitung.de/braunschweig/article215343801/Braunschweiger-Schueler-mit-Sally-Perel-Preis-ausgezeichnet.html